Herz- und Kreislauferkrankungen hervorgerufen durch die „Artherosklerose“, also die zunehmende Verkalkung der Arterien durch krankhafte Einlagerung von Cholesterin in die inneren Wandschichten der Blutgefäße, stellen in Deutschland und den westlichen Industrienationen, nach wie vor die mit Abstand häufigste Todesursache dar.

Die Artherosklerose des Herzens bzw. der Herzkranzgefäße wird auch als „koronare Herzerkrankung“ bezeichnet und ist neben der Halsschlagader und den Beinarterien das am häufigsten durch diese fortschreitende Erkrankung betroffene Organ. So können die Herzkranzgefäße durch die Artherosklerose Plaques und später Gefäßverengungen, sog. Stenosen, und im weiter fortgeschrittenen Stadium sogar Gefäßverschlüsse aufweisen, die die reguläre Durchblutung des Herzmuskels bedrohlich beeinträchtigen und mit typischen Symptomen wie Brust-Engegefühl (Angina pectoris) bei Belastung oder sogar in Ruhe auftreten. Wenn eine solche Plaque im Herzkranzgefäß aufreißt, können gefährliche Blutgerinnsel entstehen, die das Gefäß dann plötzlich verstopfen und so einen lebensgefährlichen Herzinfarkt auslösen. Darüber hinaus kann Pumpleistung des Herzens durch eine derartige Durchblutungsstörung ernsthaft beeinträchtigt werden und daher ist die sog. Revaskularisation der Herzkranzgefäße, also die Wiederherstellung der Durchblutung, von entscheidender Bedeutung.     

Die Bypasschirurgie an den Koronararterien dient dazu, verkalkte, eingeengte oder sogar verschlossene Herzkranzarterien mit körpereigenen anderen Blutgefäßen als „Bypass“ zu überbrücken. Die dafür verwendeten Blutgefäße werden gleichzeitig während der Bypassoperation entnommen. Es können Arterien (aus der Brustwand oder dem Unterarm), oder auch Venen (oberflächlich aus dem Bein) als Bypass verwendet werden. Diese körpereigenen Blutgefäße können wir „minimal-invasiv“ d.h. mit reduzierten Hautschnitten oder sogar „endoskopisch“ mit einer Kameratechnik ganz ohne Hautschnitt entnehmen. Mit den „Bypasses“ werden so operativ neue Gefäßbrücken geschaffen, die den Herzmuskel wieder mit ausreichend sauerstoffreichem Blut versorgen.

Koronare Bypassoperation: Unter Verwendung der liken Brustwandarterie (rot) als Bypass auf die vordere linke Herzkranzarterie (RIVA) und zusätzlich zweier venöser Bypasses (blau) auf die rechte (RCA) und linke hintere (RCX)  Herzkranzarterie.

Das Westdeutsche Herz- und Gefäßzentrum bietet alle Möglichkeiten der modernen und differenzierten koronaren Bypasschirurgie mit oder ohne Herz-Lungen-Maschine an und ist auf diesem Gebiet seit vielen Jahren international ausgewiesen und renommiert. So werden hier modernste Operationsverfahren und -techniken, sowie international renommierte Forschung sehr erfolgreich auf dem Gebiet der chirurgischen Revaskularisation durchgeführt und auf höchstem Niveau zum Wohl unserer Patienten angewandt. Durch die große Expertise und Kompetenz in der Anwendung sämtlicher Operationstechniken und Behandlungswege können wir auf die speziellen Erfordernisse und individuellen Bedürfnisse unserer Patienten und deren Erkrankungsprofil gezielt eingehen.

Die Behandlungsziele:

Primäres Ziel der Bypassoperation ist es, die normale Herzmuskeldurchblutung wiederherzustellen. Damit verbunden, und dies ist für die koronare Bypassoperation auch durch zahlreiche große Studien eindeutig belegt, sind folgende Behandlungsziele für unserer Patienten:

  • – Beheben oder Lindern der Symptome, wie Brustschmerz und Engegefühl
  • – Verbesserung der Prognose und der Lebenserwartung (langfristig)
  • – Vorbeugen vor zukünftigen Herzinfarkten und anderen Herzmuskelerkrankungen
  • – Wiedererlangen eines möglichst normalen Lebensstils und -qualität

Koronare Bypassoperation – mit mehreren oder ausschließlich mit Arterien („Total-arterieller Bypass“)

Die koronare Bypassoperation wird mit körpereigenen Blutgefäßen des Patienten als eine „Gefäßbrücke“ oder „-Umleitung“ der Koronarstenose durchgeführt. Hierzu verwendet man in der Regel entweder körpereigene Arterien (hier meistens die Brustwandarterien, die rechts- und linksseitige „Mammariaarterie“, die an der Innenseite der Brustwand neben dem Brustbein verlaufen, oder die rechts- und linksseitige Unterarmarterien) oder körpereigene Venen, die oberflächlich aus dem Bein des Patienten entnommen werden. Für jeden Patienten wird individuell entschieden, welches Gefäßmaterial das am besten geeignete ist. Dies ist abhängig von der Anzahl der benötigten Bypässe, vom Zustand und Vorhandensein der jeweiligen Gefäße, aber auch von der Art und Anzahl der Koronarstenosen und auch vom Alter des Patienten. So wird bei Patienten unter 70 Jahren die „total-arterielle“ Bypassoperation, bei der nur arterielle Bypassgefäße verwendet werden, bevorzugt. In wissenschaftlichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass arterielle Bypassgefäße einem geringeren Verschleiß unterliegen, als der Venenbypass und somit länger offen bleiben. Um mögliche Zweit-Operationen aufgrund neuer Verengungen im höheren Alter und somit unter höherem Risiko zu vermeiden, wurde diese Operationsvariante entwickelt.

Total-arterielle Bypassoperation: Abbildung A: Unter Verwendung beider Brustwandarterien als Y- oder T-Anastomose.
Abbildung B: Unter Verwendung beider Brustwandarterien „In-Situ“.

Koronare Bypassoperation – ohne Herz-Lungen-Maschine („Off-pump“ Bypassoperation)

Die sogenannte OPCAB (off-pump coronary artery bypass = Koronarbypass ohne Herz-Lungen-Maschine) bezeichnet die koronare Bypassoperation unter Verzicht auf die Herz-Lungen-Maschine und wird am schlagenden Herzen, als „Off-pump“ durchgeführt. Diese Operationsstrategie vermindert durch den Wegfall der Kanülierung und Abklemmung der oftmals im Alter deutlich verkalkten Aorta das Risiko einer Embolisation einerseits und damit das Vorkommen eines Schlaganfalls, andererseits wird die systemische Entzündungsreaktion durch Wegfall des Blutkontaktes mit der Fremdoberfläche der Herz-Lungen-Maschine vermindert. In Deutschland beträgt der Anteil der OPCAB ca. 10% der jährlich durchgeführten koronaren Bypassoperationen. Dabei werden die notwendigen Anastomosen am schlagenden Herzen durchgeführt. Mit einer Reihe von Hilfsmitteln zur Stabilisation des Herzens kann das jeweilige Zielareal soweit bewegungsberuhigt werden, sodass die Koronaranastomosen unter kontrollierten Bedingungen genäht werden können. Das OPCAB-Verfahren wurde bereits in den 60er Jahren entwickelt und erstmals beschrieben und in den frühen ´90er Jahren bis heute weiterentwickelt. Seither findet man eine zunehmende Anwendung der OPCAB-Eingriffe in den westlichen Industrienationen.

Koronare Bypassoperation – in Kombination mit anderen Herzoperationen

Die koronare Bypassoperation ist die am heufigsten durchgeführte Operation der Herzchirurgie. Sie wird meistens als isolierte Operation, also ausschließlich zur Revaskularisation (s.o.) der koronaren Herzerkrankung durchgeführt. Sollte ein Patient jedoch noch zusätzlich eine andere behandlungswürdige Herzerkrankung, wie zum Beispiel eine Herzklappenerkrankung oder eine krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma), aufweisen, kann oder muss die koronare Bypassoperation auch in Kombination mit einer zusätzlichen Herzoperation problemlos durchgeführt werden. Der Anteil dieser kombinierten Bypassoperationen macht in Deutschland etwa 30-35% aller Bypassoperationen aus mit steigender Tendenz. 

Koronare Bypassoperation – bei akutem Herzinfarkt (Infarktrevaskularisation)

Das Westdeutsche Herz- und Gefäßzentrum der Universitätsmedizin Essen ist als Maximalversorger 24 Stunden, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr unmittelbare Anlaufstelle für Patienten mit einem akuten Herzinfarkt, einer lebensbedrohlichen Erkrankung, die einer sofortigen Behandlung bedarf. Am Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum wird jeder Patient von einem spezialisierten Herzteam umgehend und nach modernsten Erkenntnissen, mit den besten Behandlungsverfahren versorgt. Die chirurgische Behandlung des akuten Herzinfarktes wird durch hochspezialisierte Herzchirurgen durchgeführt und es stehen hier alle erdenklichen und für diesen akuten Notfall notwendigen operativen und intensivmedizinischen Maßnahmen und Behandlungsverfahren sofort und jederzeit zur Verfügung, um jeden Patienten die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen.

Koronare Bypassoperation – bei schwerstgradig erkrankten/verstopften Herzkranzarterien („End-stage“ KHK)

Bei sehr schwerer oder schon weit fortgeschrittener, diffuser koronarer Herzkrankheit mit langstreckigen,  artherosklerotischen Gefäßwandveränderungen der Herzkranzarterien ist eine vollständige Revaskularisation aller Herzkranzgefäße oft nicht möglich, ohne eine sogenannte „koronare Endarteriektomie“, also eine Ausschälung der Koronararterie von Gefäßinnenwandkalk und/oder von sog. Entfernung der Koronarplaques durchzuführen. Am Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum besteht seit vielen Jahren eine international ausgewiesene Expertise in der erfolgreichen chirurgischen Behandlung dieser schwerwiegenden Form der koronaren Herzerkrankung („End-stage“ KHK).

Koronare Bypassoperation – bei hochgradiger Pumpschwäche des Herzens/Herzinsuffizienz

Bei einigen Patienten mit koronarer Herzerkrankung ist die Pumpleistung des Herzens leider bereits durch die reduzierte Durchblutung des Herzmuskels einerseits und die möglicherweise schon abgelaufenen Herzinfarkte andererseits hochgradig oder sogar höchstgradig eingeschränkt. Durch zahlreiche Studien ist jedoch eindeutig belegt, dass hier die koronare Bypassoperation dennoch sehr sinnvoll ist und durch diesen Eingriff die Pumpleistung des Herzens entscheidend wiederhergestellt und damit die Prognose und Lebenserwartung des Patienten insgesamt deutlich verbessert werden kann. Das Westdeutsche Herz- und Gefäßzentrum ist ganz besonders auf diese Konstellation spezialisiert und behandelt Patienten, die sich mit hochgradig eingeschränkter Pumpfunktion und Herzinsuffizienz, einer koronaren Bypassoperation unterziehen müssen mit den modernsten Verfahren und aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Koronare Bypassoperation – Minimal-invasiv in Kombination mit der PCI als sogenannte „Hybrid-Revaskularisation“

Die Hybride Koronarrevaskularisation (HKR) besteht aus der beabsichtigten und geplanten kombinierten Koronarrevaskularisation mittels koronarer Bypassoperation (ACB) und der perkutanen koronaren Intervention (PCI) innerhalb eines spezifischen Zeitverlaufs zur Behandlung einer koronaren Mehrgefäßerkrankung (siehe Abbildung). Diese moderne Behandlungsmethode wird bei speziellen Indikationen als schonendes Verfahren zur vollständigen Revaskularisation der koronaren Herzerkrankung hier im Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum angeboten und seit vielen Jahren erfolgreich angewandt. Es kommen hierbei verschiedene Konstellationen und Behandlungsstrategien zur Anwendung, die jedoch alle das „Beste aus beiden Welten“ zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit, also der koronaren Bypasschirurgie einerseits und der Koronarintervention mittels Herzkatheterverfahren andererseits, zugunsten unserer Patienten kombinieren (siehe Abbildung).





Die Hybrid-Koronarrevaskularisation – eine Kombination aus koronarer Bypasschirurgie einerseits (mit minimal-invasiver Bypassoperation der linken Brustwandarterie auf die linke vordere Herzkranzarterie) und PCI andererseits (Stentimplantation z.B. der rechten Herzkranzarterie).

Koronare Bypassoperation – Minimal-invasiv  mit dem Roboter/Telemanipulator

Bei der sogenannten „minimal-invasiven, direkten koronaren Bypassoperation“ („MIDCAB“) wird ein kleiner Hautschnitt unterhalb der linken Brust vorgenommen. Über diesen kleinen Zugang gelangt der Herzchirurg in den Brustraum zum Herzen. Dieser Operationszugang ist im Vergleich zur klassischen Bypassoperation wesentlich kleiner und schonender, da das Brustbein nicht durchtrennt und der Brustkorb nicht eröffnet werden muss.

Zunächst wird über diesen Zugang die linke Brustwandarterie (Arteria mammaria: „LIMA“) in Analogie zur klassischen Bypassoperation präpariert und für die spätere Gefäßüberbrückung gewonnen, die dann als Bypass-Gefäß für ein verengtes oder verschlossenes Herzkranzgefäß auf die Koronararterie auf der Vorderwand des Herzens verwendet werden kann. Der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ist hierbei nicht erforderlich. Die Durchführung einer MIDCAB-Operation ist jedoch begrenzt auf diejenigen Patienten, die keine weiteren Bypässe an den Koronararterien der Herzhinterwand benötigen.

Kontakt


In einem ausführlichen Gespräch erörtern wir vor dem geplanten Eingriff mit den Patienten, die für Ihn jeweils geeignete Methode.

Fragen zu diesem Thema beantwortet Ihnen gerne unser Ärzteteam (Ansprechpartner: Prof. Dr. Matthias Thielmann).

Telefon: 0201 723 4913

Unsere Leistungen

Neuregelung zur Organspende

Was ändert sich mit dem neuen Gesetz? Antworten auf häufige Fragen

Herz- und Lungen-transplantation

Trotz des Risikos der Operation bei einem Schwerstkranken oder der gefürchteten Organabstoßung sind die Ergebnisse seit einigen Jahren als gut bis sehr gut zu bezeichnen.

Aortenchirurgie

Ziel der Therapie einer asymptomatischen Aortenerkrankung ist die Vermeidung einer Komplikation, wie die Aortendissektion oder die Aortenruptur.

Spezielle Rhythmuschirurgie

Über das Spektrum der Herzschrittmacher- und ICD-Therapie hinaus gibt es moderne Verfahren, die nicht in jeder Klinik durchgeführt werden.

Chirurgische Therapie des Vorhofflimmerns

Der Eingriff kann in Kombination mit Eingriffen an den Herzklappen, mit Bypassoperationen oder sogar minimal-invasiv isoliert zur Behandlung des Vorhofflimmerns erfolgen.

Resynchronisations-therapie (CRT, bivent. Systeme)

Die CRT-Therapie ist heute ein etabliertes Verfahren zur Behandlung der schweren, ansonsten nicht zu therapierenden Herzinsuffizienz. 

Interne Cardioverter-Defibrillatoren (ICD)

Die Implantation eines ICD erfolgt vorbeugend oder nach bereits nachgewiesenen zu schnellen Herzschlagfolgen im Bereich der Herzkammern. 

Endoskopische Herzchirurgie

Die minimal-invasive Herzchirurgie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht.

Herzschrittmacher

 Jeder Herzschrittmacher kann heute individuell an die Gegebenheiten des Patienten angepasst werden (Hochleistungssport bis gelegentliche, kurze Spaziergänge)

Die kathetergestützte Aortenklappen-implantation

Die kathetergestütze Aortenklappenimplantation ist ein neuartiges Verfahren zur Behandlung von Patienten mit hochgradiger, kalzifizierter Aortenklappenstenose.

Herzklappenoperation

Trotz der oft aufwändigen präoperativen Diagnostik kann manchmal erst im Operationssaal über die Art der Operation entschieden werden entweder die Herzklappenreparatur oder den Herzklappenersatz.